Zur Sitzung des Betriebsausschusses am 05.12.2018 sowie zur Ratssitzung am 13.12.2018 beantragt die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Die Verwaltung wird beauftragt, die Anschaffung und den Einsatz einer PYREG-Anlage oder einer technisch gleichwertigen Anlage eines anderen Anbieters zur Klärschlamm-Aufbereitung und für die Grünabfall-Verwertung für die Stadt Rietberg (evtl. auch im Verbund mit den Nachbarkommunen) einer Machbarkeitsbetrachtung zu unterziehen und die Ergebnisse im zuständigen Fachausschuss zur Vorberatung und in der anschließenden Ratssitzung zur Entscheidung vorzustellen.
Begründung:
Die im Betriebsausschuss seit langem immer wieder diskutierte Problematik der sich ständig verschärfenden gesetzgeberischen Erfordernissen hinsichtlich Klärschlammentsorgung und Phosphatrückgewinnung sowie der rasante Anstieg der Entsorgungskosten (siehe hierzu Anlagen 1 bis 3) sollte Anlass genug sein, nach wirtschaftlichen und ökologisch vertretbaren Alternativen zu forschen.
Das in der Folge vorgestellte PYREG-Verfahren stellt unserer Meinung nach eine solche Alternative dar.
Kurze Beschreibung der Technologie: (Quelle ist PYREG Internetseite)
Im PYREG-Verfahren werden Biomasse/Klärschlämme vollständig zu Pflanzenkohle und regenerativer Wärmenergie verwertet.
Eine PYREG-Anlage ist für Klärschlammaufkommen ab einer Größe von ca. 50.000 Einwohnerwerten (EW) konzipiert. Denn der Klärschlamm soll gleich dort verwertet werden, wo er anfällt: dezentral auf der Kläranlage.
Der Jahresdurchsatz eines PYREG-Moduls beträgt zirka 1.400 t an getrocknetem Klärschlamm (mind. 80% TS).
Mit einem PYREG-Modul lassen sich bis zu 500 t an Dünger pro Jahr mit bis zu 20% pflanzenverfügbarem Phosphor gewinnen, welcher ohne weitere Aufbereitung direkt weitervermarktet werden kann. Es bleibt nichts zurück, was anschließend noch deponiert oder anderweitig entsorgt werden muss. Das spart bis zu 90% der sonst anfallenden Transporte (im Vergleich zu Klärschlamm mit 4% TS).
Zudem verläuft der Prozess autotherm, das heißt, es wird für den Betrieb ausschließlich Energie aus dem Klärschlamm verwendet. Zusätzlich können bis zu 150 kWth für die vorgeschaltete Trockung des entwässerten Klärschlamms genutzt werden.
Da die beim Verfahren entstehenden brennbaren Gase in einer nachgeschalteten Brennkammer vollständig verbrannt werden, bildet das PYREG-Verfahren wenig thermisches NOx. Auch entstehen keine Problemstoffe wie Kondensate oder Teere. Eine Abgasreinigungsstufe sorgt dafür, dass die Grenzwerte der geltenden Bundesimmissionsschutzordnung verlässlich eingehalten werden.
Nicht zuletzt erfolgt beim PYREG-Verfahren die thermische Behandlung des Klärschlamms bei deutlich geringeren Temperaturen als beispielsweise bei den herkömmlichen, großen Monoverbrennungsanlagen. Damit bleibt der Phosphor pflanzenverfügbar. Es ist kein nachträglicher und aufwändiger Ascheaufschluss nötig. Das Karbonisat kann vollständig, also ohne weitere zu entsorgende Reststoffe, als Dünger vermarktet werden.