Anlässlich der aktuellen Diskussion um die Gelder, die zum Betrieb einer neu zu errichtenden Gedenkstätte künftig von Nöten sein werden, wollten sich die Mitglieder der Grünen Rietberg selbst ein Bild machen und Informationen aus erster Hand einholen. Sichtlich beeindruckt zeigte sich die Gruppe, nach der fachkundigen Führung durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins der Gedenkstätte, Historiker Dr. Burkhard Poste, von den Ausmaßen des ehemaligen Lagers, in das mehr als 300.000 zum größten Teil sowjetische Kriegsgefangene verschleppt und zur Sklavenarbeit in der Umgebung gezwungen worden waren. Einschlägige Quellen gehen davon aus, dass hier bis zu 65.000 Menschen den Tod gefunden haben. Sei es durch Hunger, Entkräftung, Krankheiten oder auch einfach nur zur Belustigung der Nazischergen.
Zunächst wurde der sowjetische Ehrenfriedhof besichtigt, auf dem die Toten zu tausenden in 36 anonymen Massengräbern verscharrt worden sind. Durch jahrzehntelange akribische Recherchearbeit ist es den Mitgliedern des Fördervereins gelungen ca. 15.000 Opfer zu identifizieren und deren persönliche Daten auf großen Gedenktafeln festzuhalten.
Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers in der noch erhaltenen Arrestbaracke hat der Verein ein kleines Museum eingerichtet, das mit zeitgenössischen Fotos, Zitaten und originalerhaltenen Alltagsgegenständen einen plastischen Einblick in die menschenunwürdigen Zustände bietet, unter denen die Zwangsarbeiter leben und sterben mussten.
Besonders ergreifend sind die vielen, durch die engagierten Mitglieder des Fördervereins, recherchierten Einzelschicksale der ehemaligen Insassen und die Berichte über die Angehörigen, die noch heute den Friedhof und die Gedenkstätte besuchen, um Näheres über das Schicksal ihrer verschollenen Lieben zu erfahren.
Im Gespräch mit Herrn Dr. Poste wurde schnell klar, wie wichtig es ist, auch im Hinblick auf die jüngsten politischen Entwicklungen in aller Welt, vor allem jungen Menschen, durch eine zeitgemäße Gedenkstätte, ein lebendiges und emphatisches Erinnern zu ermöglichen.
Als Fazit des Besuches möchten sich auch die Rietberger Grünen dafür einsetzen, dass in Ostwestfalen-Lippe eine bundesweit wahrnehmbare Gedenkstätte für politisch-historische Bildung, grenzüberschreitende Friedensforschung und Völkerverständigung entsteht, in der aus der Vergangenheit für die Zukunft gelernt werden kann.